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Tourenbericht: Sorgente Bossi

Am 17. Februar befuhren wir das erste Mal das Höhlensystem hinter dem rechten Siphon
Links die später implodierte Röhre. Liegend der Schleifsack mit den Seilen. Links die später implodierte Röhre. Liegend der Schleifsack mit den Seilen.
Heute wollen wir das erste Mal das Höhlensystem hinter dem Siphon erkunden.
Um das viele Material trocken auf die andere Seite zu bringen, verwenden wir unsere grosse Transportröhre und die Tube von einem unserer Scooter mit zwei Deckeln.
Neben der HILTI Akku-Bohrmaschine ver- stauten wir das komplette persönliche Speleoequipment, Seile, Vermessungs- und Einrichtungsmaterial, Verpflegung, eine kleine Notfallapotheke und den Fotoapparat in die zwei Röhren. Für das Austarieren der Röhren, dass wir im Quelltopf machten, verwendeten wir Bleistücke. Die Seile verstauten wir in einem Schleifsack den wir mit Hart-Schaumstoffblöcken austarierten.
Bereits am Vortag hatten wir die Dekoflaschen für den Notfall in der Höhle deponiert und so konnten wir früh am Morgen mit relativ leichtem Gepäck abtauchen.
Auftauchstelle hinter dem Siphon Auftauchstelle hinter dem Siphon
Jeder von uns führte eine Trockenröhre und sein persönliches Bailoutgas mit sich.
Die Röhren hängten wir am D-Ring des Schrittgurtes ein, und zogen sie wie einen Ersatzscooter zwischen den Beinen hinter uns nach.
An der Verzweigung in der Tiefe von -60m signalisierte André, dass etwas mit seiner Tube nicht stimmte. Leider stellten wir schnell fest, dass sie implodiert war und aufgrund des nun hohen Abtriebes nicht mehr transportierbar war. Nach einer Schreckensminute entschieden wir uns die Tube liegenzulassen und den Tauchgang fortzusetzen.
Blick vom Boden in den noch unerforschten Schlot Blick vom Boden in den noch unerforschten Schlot
Das Passieren der Engstelle auf -89m ging relativ gut und nach rund 70min konnten wir auf der anderen Seite das Wasser verlassen.
Hier gelangt man in eine ziemlich geräumige Halle mit zwei grossen Schlotfortsetzungen.
Einer der Schlote wurde auf 30m Länge und 20m Höhe von Luigi Cassati erklettert und setzt sich vertikal in die Höhe fort. Ab dieser Stelle, an der man sich gut Um- ziehen kann, kommt man nur noch mit Seiltechnik weiter.
Hallenwand mit Versinterungen. Im Hintergrund zieht sich der Schlot hoch. Vor dem Gerät am Boden befindet sich der zweite, kleine Siphon Hallenwand mit Versinterungen. Im Hintergrund zieht sich der Schlot hoch. Vor dem Gerät am Boden befindet sich der zweite, kleine Siphon
Hier beginnt auch das von Gigi und Jean Jacques Bolanz entdeckte System, dass von ihnen in mehreren Expeditionen, bis aktuell auf eine Länge von 300m und einer Höhedifferenz von 130m erforscht wurde. Hier wollten wir auch heute weiter ansetzen.
Der zweite Schlot hat  eine Höhe von über 20m und ist stark berieselt. Wie weit er noch nach oben führt kann man vom Hallenboden aus nicht genau einschätzen. Das Profil zieht sich elliptisch, leicht schräg in die Höhe. Gut möglich, dass der Schlot aufgrund der Dimensionen bedeutend höher ist.
Lose Felsblöcke am Hallenboden neben der Auftauchstelle Lose Felsblöcke am Hallenboden neben der Auftauchstelle
Der Grund der Halle ist mit zahlreichen Sinterbruchstücken und Felsblöcken übersät. Ebenfalls in dieser Halle ist eine intensive Verfaltung der Schichten zu beobachten. An einer Hallenwand sind Versinterungen zu erwähnen. Am Fuss dieser Hallenwand befindet sich ein zweiter kleiner Siphon der einer engen Spalte folgt und sich nach 10m bei -3m in drei sehr enge Verzweigungen gabelt. Diese sind aber nicht weiter betauchbar.
Nachdem wir unsere Kreislaufgeräte abgezogen haben, besprachen wir unsere Situation.
An der Decke die Umlenkrolle für das hochziehen des Materials An der Decke die Umlenkrolle für das hochziehen des Materials
Die Bohrmaschine war zwar in der grossen Röhre die intakt blieb, der Bohrer und das Einrichtungsmaterial wie Plättli und Kara- biner befand sich aber in der implodierten Röhre die wir zurück lassen mussten. Leider befand sich dort auch unser Vermessungs- material inkl. des von X-Men ausgeliehenen Disto. Ich fürchtete mich schon jetzt vor dem Über- bringen der schlechten Nachricht.
Das einzige was wir nun bei uns hatten war eine Bohrmaschine ohne Bohrer, das persönliche Speleoequipment, die Notfallapotheke, Seile und der Fotoapparat.

Hochziehen der Transportröhre Hochziehen der Transportröhre
Nach kurzer Beratung beschlossen wir trotzdem den Schlot hochzuklettern, uns umzuziehen und das uns noch unbekannte System mit dem Fotoapparat zu erkunden.
Es schadet sicher nichts, wenn man bei der nächsten Expedition weiss was einen erwartet und man sich so besser vorbereiten kann.
Das Hochklettern ging Dank des von Gigi installierten Seils recht gut. Ob ich aber diese Stelle frei, ohne Seil hochgeklettert wäre bezweifle ich. Ein Sturz von dieser Höhe, hinter einem so tiefen Syphon wäre der absolute Alptraum. Respekt was Gigi und J.J. hier geleistet haben!
Hinter der Kletterstelle tut sich eine weitere kleine Halle auf. Diese ist relativ trocken und man hat genügend Platz um das Speleomaterial anzuziehen.
Zum Hochziehen des Material haben unsere Kollegen an der Decke des Schlotes eine Umlenkung montiert. Das Hochziehen der Röhre mit dem Material ging daher recht gut.
Umkleidestelle Umkleidestelle
Nach dem umziehen hängten wir uns endlich an das Seil des vor uns liegenden Schlotes  und begannen mit dem Aufstieg. Es folgte ein System, wie wir es nicht erwartet hatten. Grosse Gänge mit schönen Versinterungen und zahlreichen Verzwei- gungen. Viele Höhenmeter überwindet man mit steilen aber begehbaren Passagen. Wenige Kletterstellen und Schlufstellen hat es im Hauptsystem. Aber viele, noch unerforschte Nebengänge die auch sehr eng und aufgrund der sehr starken Versinterungen auch sehr filigran sind. Da wir das Vermessungszeug nicht dabei hatten, verzichteten wir vorläufig auf eine Befahrung dieser Gänge.
Schlot nach der Umziehstelle Schlot nach der Umziehstelle
Nach etwa drei Stunden und dem Hauptgang folgend, fanden wir den von Luigi in einem früheren Mail erwähnten Siphon. Smaragdgrün und jungfräulich lag er vor uns. Das Hochtragen des Tauchmaterials zu diesem Siphon wird wohl nicht einfach sein.
Nach kurzem Fachsimpeln wie wir den Siphon am besten betauchen könnten, traten wir die Rückkehr an. Das Orientieren ging relativ gut und so fanden wir schnell wieder unsere Umkleidestelle.
Nach dem Anziehen der Tröcheler und dem Austarieren der Transportröhre im hüfthohen Wasser, mussten wir nur noch unsere  Kreislaufgerät anziehen und konnten hungrig und durstig, da unser Essen auch in der abgesoffenen Tube war, abtauchen.
Unbetauchter Siphon Unbetauchter Siphon
Der Tauchgang verlief ohne Probleme und mit keinerlei Dekobeschwerden tauchten wir beim Eindunkeln auf. Da ich mich top fühlte, beschloss ich kurzerhand noch einmal abzutauchen und die auf -60m liegen gelassene Röhre zu bergen.
Kein leichtes unterfangen, hatte die Röhre doch etwa einen Abtrieb von 35kg.
Mit etwas "Murks" brachte ich die Röhre aber an die Oberfläche, wo wir sie aus dem Wasser tragen und das Wasser entleeren konnten.
Die Röhre hatte nun ein klassisches Eierprofil und war unrettbar verloren.
Füllen und austarieren der Röhre Füllen und austarieren der Röhre
Bis auf die aufgeweichten Esswaren konnten wir dafür alles Material wieder retten. Auch dem Dispo hatte das Wasser nichts ausgemacht. Einzig der Schlag, durch das ebenfalls implodierende "Fässli", indem wir das Dispo in der Röhre transportierten, beschädigte eine leicht auszuwechselnde Platine.
Ein spannender Tag war zu Ende. Freud und Leid liegen doch oft nahe beieinander…

Pedro Balordi
  • Grosszügige Gänge
  • Versinterungen
  • Versinterungen mit Tropfsteinsäule
  • Versinterungen
  • Ein noch nicht erforschter Seitengang
  • Versinterungen
  • Trofsteinsäule
  • Sintervorhang
  • Versinterter Wasserfall
  • Stalagmitten
  • Versinterter Wasserfall, Bodenbecken
  • Aufstieg am versinterten Wasserfall
  • André
  • Kriechstelle
  • Klettern in einer der zahlreichen Spalten
  • Schlufstelle
  • Versinterungen
  • Versinterungen
  • Versinterungen
  • Blick eine Rampe hinunter
  • Irgendwo gehts meistens weiter
  • Sinterbecken
  • Versinterungen
  • Stalagtiten
  • Nichts berühren
  • Blume am Ende eines Sinterröhrchens
  • Pedro bei Rast ohne Essen und Trinken
  • Versinterung
  • Zuckerwattenstengel
  • Kletterstelle
  • Abseilen zum Umkleideplatz
  • Umkleideplatz von oben gesehen