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Tourenbericht: Sorgente Bossi

Pfingsten 2010: Erfolgreiche Tour in die Bossi. Von der Dröhnhalle konnten wir eine Verbindung zum Hauptgang erschliessen. Zusätzlich haben wir weitere, vielversprechende Gänge und Schlote entdeckt.
Am Pfingstwochenende sollte es endlich klappen, mit der kompletten Mannschaft anzutreten. Während den letzten drei Wochenenden war aufgrund der starken Schüttung Pause angesagt. Am Samstag 22. Mai, 9.00 Uhr treffen sich Pedro, André, Sebi und Hubert in Arogno. Die Transportlogistik mit im Moment noch einer einzigen grossen Transportröhre sowie zwei kleinen Röhren erweist sich als kompliziert aber lösbar. Alles Material das nass werden kann wird in Schleifsäcken transportiert. Der Tauchgang in Richtung Trockenteil verläuft wie immer ohne besondere Vorkommnisse, auch wenn nach den starken Regenfällen der letzten Wochen die Sicht immer noch nicht besonders gut ist. An der Auftauchstelle erwartet uns eine erste Überraschung: Die Leine aus dem Siphon 2, welche Gigi Casati 2005 gelegt hat, ist herausgespült worden. Von uns vermeintlich sicher deponiertes Material (Blachen, Trockenfässer etc.) schwimmt teilweise im Wasser bzw. hängt 3 oder 4 m hoch zwischen den Felsen. Nach dem wir alles eingesammelt haben sind wir um 13 Uhr alle vier fertig umgezogen im Trockenteil.

Zunächst wird wegen mangelndem Platz an unserer Umziehstelle ein Seil gespannt und ein paar Kleiderbügel aufgehängt. Nun verdient der Platz den Namen "Garderobe". Anschliessend deponieren wir auf der Kreuzung zum "Balkongang" ein Apothekenfass mit sämtlichem Material nach Themen geordnet eingeschweisst (Päckchen für Druckverband, allgemeine Verletzungen, Medikamente, Wärmezelt etc.). Das Material ist gemeinsam mit Silikagel eingeschweisst und sollte so auch nach Monaten noch trocken bleiben.

Im Anschluss geht es an die eigentliche Arbeit. Abmarsch zum Bolanzsiphon, auf das Pässli. Hinter dem Siphon etwas betretene Gesichter, durch den Regen ist Pedros und Huberts Staudamm etwas aufgeweicht, das Wasser im Siphon ist um etwa 10 cm angestiegen, genug um in 5 von 8 unserer Gummistiefel hineinzulaufen.

André zerlegt den Masten und transportiert ihn auf den Boden des Dröhnschachtes. Von dort beginnt er den grösseren der beiden Zubringer zu erschlossern. Nach etwa 30 m steilem Aufstieg gelangt er in normal begehbare Gänge mit mehreren Abzweigern.
Hubi im Pässlischlot Hubi im Pässlischlot
Hubert, Sebi und Pedro beginnen mit der Vermessung des Pässlischlotes und des dahinter liegenden, engen, sehr stark verlehmten Ganges. Dieses beginnt gleich zu Anfang mit einer Engstelle, die es erfordert, die komplette Ausrüstung abzulegen.  Dahinter geht es kriechender Weise weiter. Nach etwa 50 hart erkämpften Metern geht es in einen weiteren Schlot. Aufgrund eines 48.5 cm langen, silbrig glänzenden Stalagmiten ist auch hier gleich ein Name gefunden: Long Dong Silver Schlot. Hubert und Sebi erklettern den Schlot auf etwa 5 m, danach fehlt es an natürlichen Haltepunkten und das erforderliche Seil liegt unten auf dem Pass.

An dieser Stelle soll es gut sein für den heutigen Tag. Wir bringen zunächst die Siphonierleitung wieder in Gang, danach Rückzug und Eingabe der neuen Daten ins Toporobot. Es stellt sich heraus, dass der letzte Messpunkt im weiter nach oben führende Long Dong Silver Schlot etwa 6 m unter dem höchsten Punkt des Systems liegt.
Blick in die Stauzone Blick in die Stauzone
Am Sonntag Morgen gegen 10 Uhr Uhr geht es in "schlanker Konfiguration" zügig in den Trockenteil. André wird mit einem neuen Seil im Zubringer weiterforschen, während Hubert mit Sebis Hilfe versucht, im Donnersee zu tauchen. Pedro ist heute zunächst der Fotograph.

Auf dem Weg zum Donnersee zeigt sich in der Stauzone recht bald, dass auch hier der Wasserstand in den letzten 3 Wochen um mindestens 5 m höher gelegen sein muss.
Huberts Plane liegt wesentlich höher zwischen den Steinen. Der Wasserstand ist generell noch etwa 20 cm höher als bei der letzten Tour, zum Glück ist eine 2l-Flasche im Schleifsack. 
Blick auf den Donnersee Blick auf den Donnersee
Nach ein paar Fotos vom glasklaren See steigt Hubert ins Wasser und beginnt mit der Erkundung. In der Richtung des tosenden Wassers liegen leider grosse Versturzblöcke. Hier ist kein Durchkommen. Rechterhand, auf der hinteren Seite des Sees wird Hubert dann fündig, nach einer etwa 2 m langen Tauchstrecke gelangt er auf die andere Seite. Der See hat dort etwa die gleichen Dimensionen (10 x 10 m). Oberhalb des Wasserspiegels beginnt ein Schlot, der sich in einigen Metern Höhe zu gabeln scheint. Am hinteren Ende des Sees ist ein "Strand" aus sehr weichem, wesentlich mehr als gummistiefeltiefen Lehm. Hubert taucht zurück. Auch ein zweiter Versuch in der Nähe der Versturzblöcke scheitert. Ein letzter Versuch auf der hinteren, linken Wandseite bringt eine weitere Durchtauchstelle zum Vorschein, welche jedoch im gleichen See einmündet.
Dröhnhalle. Rechts oben sitzt André im Zubringerschlot zum Dröhnhalle. Rechts oben sitzt André im Zubringerschlot zum "Connectiongang " und "Bruchgang".
An dieser Stelle wird umgekehrt zur Halle am Boden des Dröhnschachtes, wo wir auf André treffen. Beim Vespern tauschen wir die News aus. André erzählt von geräumigen, sich verzweigenden Gängen und die Sensation des Tages ist, dass er auf Spuren gestossen ist: Stiefelabdrücke sowie an zwei Stellen ein „T“ mit einem Pfeil in den Lehm geritzt. Der Gang wird somit „Connectiongang“ getauft.

Wir beschliessen, den Spuren zu folgen, vermessen dabei aber auch gleich den kompletten zumindest für uns „neuen“ Gang. Dieser bewegt sich im Zick-Zack, entgegengesetzt der ansonsten dominanten 180-200-Grad-Orientierung des Systems. Nach etwa 1,5 Stunden ist das Erstaunen von Hubert gross als nach einem stark verlehmten Sinterfall auf das talseitige Ende der Siphoniereinrichtung schaut. Etwa eine Minute später staunen die drei anderen Teamkollegen genauso.

Jetzt können wir nur mutmassen. Die Erforschung von Casati und Bolanz aus dem Jahr 2005 wurde in diesem Gang vermutlich gestoppt, weil für den unteren Abstieg in die Dröhnhalle kein Seil mehr dabei war. Bergwärts hielt sie damals der von uns mittlerweile abgesenkte Siphon auf. Wir sind happy, denn nun haben wir eine Abkürzung zum Boden des Dröhnschachtes gefunden.

Kurz vor der Einmündung in den Dröhnschacht gibt es noch einen weiteren vielversprechenden Zubringer, welcher uns allerdings wieder in die Tiefe führt. Wir erforschen und vermessen diesen noch für etwa 200 m. Auch hier gibt es noch einige bislang unerforschte Abzweigungen. Wir folgen dem grössten Gangverlauf, bis wir an eine erneute, geflutete Passage gelangen. Da es mittlerweile bereits fast 20 Uhr ist kehren wir an dieser Stelle um. An der Auftauchstelle erwartet uns noch die übliche Wasch- und Packaktion. Kurz vor 22 Uhr tauchen wir ab Richtung Ausgang. Um 22.30 steigt Hubert als letzter unter sternenklarem Himmel aus dem Quelltopf.

Insgesamt konnten wir an diesem Wochenende 464.26 Meter Neuland vermessen. Die Gesamtlänge der Höhle beträgt aktuell 2'522.98 Meter. Die Sorgente Bossi ist somit nach der „Immacolata“ nun die zweitlängste bekannte Höhle des Monte Generoso, auf Schweizer Gebiet sogar mit Abstand die längste.

Hubert Zistler

Link zu den 2D & 3D Dateien
  • Hubi im Pässlischluf
  • Hubi im Pässlischluf
  • Hubi im Pässlischluf
  • Hubi im Pässlischluf
  • Sebi im Pässlischluf
  • Sebi im Pässlischluf
  • Hubi am Seil gesichert, sucht eine Fortsetzung
  • Hubi im Donnersee mit 2Lt Flasche
  • Hinter der kurzen Tauchstelle gibt es weitere Schlote...
  • Hubi kurz davor
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  • Links noch absuchen
  • Leider keinen Durchgang zum Wasserfall gefunden. Alles verblockt.
  • Sebi am sichern von Hubi
  • Auch Seile müssen gewaschen werden
  • Blick in die Stauzone zum Donnersee
  • Hubi im Aufstieg in der glitschigen Stauzone
  • Geschaft...