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Nordsiphon System Bärenschacht

Beatenberg (BE), Schweiz (aus Schutzgründen keine GPS-Angaben)
Bärenschacht 3D Plan Bärenschacht     Nordsiphon Nordsiphon     Übersichtsplan HRH Übersichtsplan HRH
Der Bärenschacht  ist ein natürliches Höhlensystem, bestehend aus einem kom- plexen Basissystem von zurzeit mehr als 68,2 km erforschten Gängen, welches durch einen einzigen Eingang auf dem Beatenberg,  (1'500m.ü.M.)  erschlossen ist.
Beschreibung
Zu Beginn der siebziger Jahre wurde die Höhle mit enormen Material- und Personalaufwand bis zu einem "untauchbaren" Siphon in 586m Tiefe erforscht.
Eingang (R.Siegenthaler) Eingang (R.Siegenthaler)
Dabei durchquert der Bärenschacht als einzige Höhle schon in der eingangsnahen Zone die Hoghant-Sundlauenen-Verwerfung, welche hier 500m Versatz aufweist, und setzt sich jenseits, ein geologisches Kuriosum, in einem schmalen, mit 45° einfallenden Kalkband innerhalb der mächtigen Sandsteinformation bis zum Siphon fort. Bis hier galt der Bärenschacht viele Jahre als fertig erforscht.
Die weitere Erforschung des Bärenschachtes begann im Herbst 1986 mit der Überwindung dieses äusserst engen und selektiven Endsiphons durch den jungen Taucher Beat Brunold† und dem Entdecken des dahinter liegenden, weltweit grössten Post-Siphon-System.
Diego im Schacht Diego im Schacht
Grosse, aktive Schächte führen bis zum Niveau des Thun- ersees auf 561m.ü.M. hinunter. Hier, nur wenige hundert Meter von der Quelle Bätterich entfernt, eröffnet sich ein riesiges Basissystem von labyrinthischen, phreatisch entstandenen Elipsengängen. In den folgenden Jahren konnte dieses System aber nur durch Taucher wie Beat Brunold†, Walter Keusen, Luc Funcken, Etienne Henry, Etienne Hoenraedt, Jacque Brasey (Tom Pouce)†, Roland Gilet und Philippe Rouillet† erforscht werden. Bald wurde aber klar, dass auf längere Zeit die weitere Erforschung nur durch Taucher zu aufwändig und zu gefährlich ist.
Tunnel beim Siphon mit Türe Tunnel beim Siphon mit Türe
Mit dem Bau eines bergmännisch vorgetriebenen Umgehungsstollens über dem 40 Meter langen Siphon, wurde Ende 1995 schliesslich ein sicherer Zugang erstellt und die weitere Erforschung gewährleistet. Seither werden regelmässig spek- takuläre Entdeckungen vermeldet, und das kleine eingeschworene Team aus schweizerischen und belgischen Höhlenforschern hat in wenigen, aber langen Expeditionen über 67 km grossräumige Gänge vermessen. Dabei zeichnen sich über der tiefstgelegenen, nur teilweise zugänglichen aktuellen Entwässerungszone des gesamten Karstystems der Siebenhengste-Hohgant-Region  zwei eigenständige, fossile  Niveaus rund 100 und 200 Meter darüber ab.
Blick auf den Tunnel vor dem Siphonsee Blick auf den Tunnel vor dem Siphonsee
Ungewohnt für die Region ist jedoch das Fehlen solcher fossilen Niveaus als Folge der schrittweisen Tieferlegung des Karstwasserspiegels in der gesamten Schachtzone. Im System der "Eeaux éphémères" (vergängliches Gewässer) mit seinen Gangquerschnitten von über 30m2 trifft man auf den grössten Wasserlauf der Höhle, vermutlich ein Teil des gesuchten Kollektors, den Nordsiphon!  Selbst bei grösster Trockenheit liegt die Schüttung bei 500l/s und anhand von Beobachtungen können Spiegelschwankungen bis zu 120 Meter nachgewiesen werden. Die letzten Forschungen haben gezeigt, dass ein Zusammenschluss des Bärenschachtes mit dem gigantischen Réseau Sieben- hengste-Hohgant (156km, -1340m) möglich scheint. Dies eventuell über neu entdeckte Gänge oder mit Durchtauchen des Nordsiphon
Literaturnachweis: Karst und Höhlen der Schweiz/Andres Wildberger, Christian Preiswerk
Nordsiphon (Rolf Siegenthaler) Nordsiphon (Rolf Siegenthaler)
Geschichte
Im Jahr 1992 fand ein Tauchversuch im Nordsiphon durch den belgischen Taucher Luc Funcken statt. Dies erforderte eine mehrtägige Expedition in der mit grossem Aufwand eine erhebliche Anzahl an Trägern, das schwere Tauchmaterial über die grossen Schächte von bis zu 100m Höhe und mehreren Schlufstellen, an den 3 km entfernten und 940m tiefer liegenden Nordsiphon transportierten. Am Nordsiphon angekommen, während der Taucher Luc sich vorbereitete, bemerkten die anderen Expeditionsteilnehmer, dass das charakteristische "Rauschen" vom Überlauf des Siphons verschwunden war.
Pedro & X-Men im Nordsiphon Pedro & X-Men im Nordsiphon
Gegenwart
Nach mehreren gescheiterten Versuchen aufgrund schlechter Wetterbedingungen (Schneeschmelzen während den Winter- monaten), konnte am 28. Dezember 2007 endlich ein weiterer Tauchversuch statt- finden. Beteiligt waren 10 Höfos der HRH  die in einer dreitägigen Expedition das gesamte Tauchmaterial runter- und wieder hoch transportierten. Bei nicht ganz optimalen Bedingungen, Strömung und schlechte Sicht, konnte der Siphon auf 330 Meter vermessen werden. Der Gang verzweigt sich nach 310 Metern in einen weiteren Abfluss (Downstream) und in den Zubringer (Upstream). Dieser zieht leicht abfallend in eine "Verengung" von ca. 5x3m. Aufgrund der zunehmenden  Strömung konnte diese Stelle nicht weiter betaucht werden.
Sonde oberhalb des Siphonsees (Rolf Siegenthaler) Sonde oberhalb des Siphonsees (Rolf Siegenthaler)
Dank des im Jahre 2008 installierten Cave-Link System, kann nun der Wasserstand mit Hilfe einer Sonde, die im Nordsiphon montiert wurde, bequem über das Internet abgefragt werden. Zusätzlich ist es möglich, dank einer Relais-Station im Biwak, über SMS mit der Aussenwelt (aktuelle Wetterberichte) zu kommunizieren. Das Planen einer weiteren Tauchexpedition ist somit bedeutend einfacher (Wasserstand) und die Sicherheit konnte erheblich gesteigert werden. Sollten die Bedingungen im Winter 2010 ideal sein, versuchen wir eine erneute Tauchexpedition zu organisieren.