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Tourenberichte
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"In memoriam" of John Maneely
Tauchvorstoss vom 29.bis 31. Mai 2009
Tauchvorstoss vom 29.bis 31. Mai 2009

Source du Doubs (FR)

Mouthe (Franche Comté), Frankreich 46°42'17.90"N / 6°12'32.25"E
Source du Doubs Plan von M. Schafheutle   Topo J. Volanthen  Kroki von J. Volanthen

Topo J.J. Bolanz Kroki von J.J. Bolanz
Die Source du Doubs ist eine oft betauchte Quellhöhle am Fusse des Mont Risoux, auf Höhe des Le Gros Crêt, bei Mouthe. Ihr entspringt auf 935m ü. M. der Fluss Doubs. Der Risoux bildet eine waldreiche Bergkette im Jura, die sich gemäss dem allgemeinen Verlauf des Faltenjuras in diesem Gebiet in Südwest-Nordost-Richtung erstreckt. Über den Kamm verläuft die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich. 
01
Der Bergkamm wird im Südosten durch das Vallée de Joux mit der Orbe und dem Lac de Joux, im Nordosten durch eine leichte Talsenke gegen den Mont d'Or, im Nordwesten durch die Oberläufe von Doubs und Saine sowie im Südwesten durch den tiefen Einschnitt des Tals von Morez begrenzt.
Die Karstquelle spricht sehr schnell auf Regenfälle oder Schneeschmelzen an. Die aktuelle Schüttung kann über das Internet abgefragt werden. Bei einer Schüttung von mehr al 0,6 m
3 ist die Quelle nicht mehr betauchbar. Für das Betauchen der Quelle ist eine Bewilligung erforderlich. Diese kann auf der Mairie de Mouthe beantragt werden. Die Zufahrt zur Quelle ist untersagt. Als geeigneter Ort zum Übernachten können wir die Pension von Julien und Delphi unweit der Quelle sehr empfehlen. Die Zimmer sind einfach aber sauber und günstig. Das Essen ist sehr gut und Reichhaltig. Und die Freundlichkeit von beiden gegenüber Tauchern ist legendär.
Schichtung oberhalb des Quelltopfes Schichtung oberhalb des Quelltopfes
Beschreibung
Der Quelltopf des Doubs hat Dimensionen von etwa 3x4 m und führt senkrecht auf eine Tiefe von ‑5m. Am Grund führt der Gang durch eine senkrechte Spalte schon nach 45m wieder an die Oberfläche (S1). Hier muss man eine kleine Schwelle passieren, um gleich danach in den S2 einzutauchen. Dieser ist ebenfalls sehr flach (‑3,5m) und führt nach rund 13m an die Oberkante (‑2,2m) des in die Tiefe führenden Schachtes (S3). In verschiedenen Berichten wird dieser als S2 bezeichnet. Da man direkt oberhalb der Schachtkante auftauchen kann, betrachten wir diesen aber als den S3. Auf dem Plan von Markus Schafheutle (1993) sind diese auch so eingetragen.
Der Quelltopf Der Quelltopf
Der phreatische Höhlengang zieht schachtartig fast senkrecht in die Tiefe. Auf ‑18m hat es einen kleinen horizontalen Versatz um gleich danach wieder in die Tiefe abzufallen. Der Schachtboden liegt auf ‑53m und erweitert sich in eine grössere Versturzhalle, die mit viel Blockmaterial am Boden bedeckt ist. Bis zu diesem Punkt ist die Höhle frei von Sedimentablagerungen. Ebenso findet praktisch keine Eintrübung durch ausgeatmete Atemluft (Perkolation) statt. Rechtsseitig am Schacht- boden befindet sich eine enge Spalte, die zum bergseitigen Höhlengang führt, aber nur in Sidemount-Konfiguration betauchbar ist. Obwohl wir von dort die Hauptschüttung vermuten, hat es besonders viele Ablagerungen, die eine sehr starke Eintrübung zur Folge haben.
Umziehen vor dem Tauchgang Umziehen vor dem Tauchgang
Taucht man linkerhand bis ans Ende der Halle erreicht man, leicht versteckt, links unten am Hallenboden, den Durchgang, der zum weiter verlaufenden, talseitigen Gang führt. Dieses kleine und schwierig zu passierende „Fenster“ zwischen den Ver- sturzblöcken befindet sich 165 Meter vom Eingang entfernt, auf einer Tiefe von ‑56m. In den Jahren 2002/2003 haben wir aus Sicherheitsgründen mit Hammer und Meissel, dann Mithilfe eines kleinen Pressluftmeissels, den Durchgang leicht vergrössert. Der Gang begann ziemlich sicher direkt unter dem bekannten Schachtboden des S3. Durch den Einsturz der Halle wurden aber die ersten 30m verschüttet. 
Flaschendepot vor S3 Flaschendepot vor S3
Hatte man vom S1 bis am Schachtboden des S3 blank gewaschene Wände und sedimentfreie Gänge ohne Perkolation, ändert sich dies ab hier schlagartig. Starke Ablagerungen trüben die Sicht bei Flossenschlag und durch den Einsatz von Scootern stark ein. Verwendet man ein offenes System, kommt zusätzlich noch eine starke Perkolation hinzu. Der Gang hat sich ellipsoid  entlang einer fast stehenden Schichtfuge gebildet und streicht auf seiner bisher bekannten Länge, unterbrochen von mehreren Störzonen, hauptsächlich 65°. Also ziemlich genau am Fusse des Risoux entlang. 
Pedro beim setzten der Habitat-Aufhängungen Pedro beim setzten der Habitat-Aufhängungen
Der Boden des Kluftganges ist mit Sedimenten und Blockwerk verfüllt. In der Basis teilweise 4m breit und bis 5m hoch. Der Fels hat viele schöne Fossilien, ist aber durch die Auflösung zum Teil messerscharf. Bis zum seinerzeitigen Endpunkt von J.J. Bolanz hat es weitere vier Versturzzonen, die man jedoch gut durchtauchen kann.
Nach dem Passieren der Hauptengstelle (Endpunkt von J.J. Bolanz 322 Meter/‑58m nur Sidemount) zieht sich der Gang kon- tinuierlich auf einer Tiefe von ‑57m, der langsam horizontal auslaufenden Schichtfuge entlang. Der Gang verengt sich dabei immer wieder durch Blockwerk.
Habitat im S3 Habitat im S3
Nach ca. 555 Metern erreicht man (der Gang geht kurzfristig auf ‑49m) die erste grössere Störzone. In dem nun stark abfallenden Gang hat es mehrere Ansammlungen von Kies- bänken. Auf ‑65m zweigt ein kleiner Gang links weg und endet nach 25 m in einer fast senkrechten, grösseren Schichtfugenerweiterung die nicht weiter betauchbar ist. Folgt man weiter dem Hauptgang, kommt man in die erste kleinere *Schlothalle. Am Boden dieser Halle zieht sich der Gang eng und steil abfallend bis auf ‑85m. Vorher gilt es aber auf ‑81m noch eine Engstelle zu passieren.
Auf der Deko Auf der Deko
Kurz nach Erreichen des Kniebogens, steigt der Gang schräg nach oben bis auf ‑52m an. Hier ist der Gang durch eine Felsplatte auf einer Länge von 5 Meter versperrt und kann nur durch vorsichtiges Durchzwängen passiert werden. Anschliessend steigt der Gang bis auf ‑49m weiter an, um kurz danach in einer weiteren Störzone wieder auf ‑82m abzufallen. Ab hier hat der Gang ein Flachprofil. In der Breite 3–4m und in der Höhe 0.5–1m. Durch loses Blockwerk (Inkasion) am Boden verengt sich der Gang teilweise so, dass Bauch und Rücken am Fels entlang schrammen. Dabei verhaken sich immer wieder Teile der Ausrüstung am „zerfressenen“ Fels.
Deko ohne Habitat Deko ohne Habitat
Die Passage ist ca. 60 Meter lang und endet durch erneutes Passieren eines Versturzes in einer geräumigen Schlothalle. Diese ist eine der geräumigsten und führt aufgrund der Ausmasse  eventuell bis weit nach oben. Der Gang zieht sich auf der gegenüberliegenden Schlotwand nun mit einem phreatischen, rund-ellipsoiden Profil (3x4 m) auf ‑74m weiter, um bereits nach 100 Meter wieder auf ‑82m abzufallen. Hier wiederholt sich das vorherige Profil. Auch dieser Teil des Ganges ist sehr eng und fällt nach ca. 100 Meter weiter ab bis auf ‑92m. Dies scheint im Moment die Talsohle des Ganges zu sein. Die restlichen 150 Meter liegen konstant auf dieser Tiefe. 
Der Terminus liegt aktuell bei 1'395 Meter vom Eingang entfernt auf einer Tiefe von -92m. Der Gang streicht weiterhin 65° und setzt sich auf dieser Tiefe fort.
Pedro Andre im Quelltopf Pedro Andre im Quelltopf
*Solche Schlothallen hat es mehrere. Aufgrund der zum Teil stark ausgebildeten Höhlenrillen (Karren), die wir bis auf eine Tiefe von ‑65 m festgestellt haben, müssen diese Schlote früher starke Wasserzubringer gewesen sein. Zum Teil enden die Schlote in nicht be- tauchbaren Spalten. Andere grossräumigere müssen noch genauer untersucht werden. Vielleicht führt die ein oder andere bis nahe an die Oberfläche…?
Jean Jacques Bolanz beim verlassen der Quelle Jean Jacques Bolanz beim verlassen der Quelle
Geschichte
Im Jahr 1969 wurde die Quelle erstmals von den beiden Schweizern J.C Frachon & P. Petrequin bis in den S2 erforscht. Einge Jahre später, im Jahr 1987 erreichte der Italiener S.T. Lecco  die Tiefe von -50m im S3. In den Monaten August/September 1988 wurde der S3 von verschiedenen französischen Tauchern erforscht.
Am 10.07.1989 erreichte der Schweizer Jean-Jacques Bolanz bei seinem letzten Tauchvorstoss nach 322 Metern das bisherige Ende des S3, einen für ihn nicht mehr zu passierenden Versturz. Dass es so viele Jahre gebraucht hat, bis man an diesem Punkt weitergekommen ist, spricht für die unglaubliche Leistung die Jean-Jacques damals mit offenem System und Luft als Atemgas vollbracht hat.
Am 18.11.2007 gelingt es John Volanthen als erster den Versturz zu durchtauchen und legt 145 Meter Leine. Ein Jahr später, am 10.09.2008 passieren André Gloor und Pedro Balordi den Versturz, legen eine zweite markierte Leine und setzen den Terminus auf Total 472 Meter vom Eingang entfernt. In den folgenden Tauchgängen verlängern sie den Terminus kontinuierlich bis sie am 30.08.2009 die Distanz von 1’050 Meter in einer Tiefe von -82m  erreichen. Am 13.09.2009 erreicht P. Balordi den aktuellen Terminus von 1'395 Metern in der Tiefe von -92m.

Empfangskomitee nach dem Tauchgang Empfangskomitee nach dem Tauchgang
Gegenwart
Tauchzeiten von 7,5 Stunden und mehr bei einer Wassertemperatur von 6 °C machen die weitere Erforschung sehr anspruchvoll. Viele Engstellen und sehr flache Passagen stellen ein grosses Risiko für Beschädigungen der Ausrüstung dar. Bei einem Notfall behindern sie ausserdem eine zügige Rückkehr. Zusätzlich wird der Logistikaufwand für Habitat, Notfall-Dekoflaschen, Heizakkus, usw. immer grösser und kann nur noch dank den freiwilligen Helfern bewerkstelligt werden.
Nach einem Tauchgang Nach einem Tauchgang
Ein kleiner Vorteil ist, dass wir aufgrund der nicht vorhandenen Strömung in diesem Gang und der Unerreichbarkeit für andere Taucher, die Bailout-Flaschendepots (6x80cft) in der Höhle belassen können. Trotzdem werden wir versuchen noch ein Stück weit zu "pushen". Auch die verschiedenen Schlote wollen wir noch erforschen und eine einfache Vermessung anfertigen. Verschieden Projekte wie das einsammeln von Proben der verschiedenen Troglobionten und Färbungsversuchen des Quellwassers sind mit den lokalen Spelologen in Vorbereitung.