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Sorgente Bossi (Böss) CH

Rovio (TI), Schweiz 45°57'23.45"N / 8°59'38.63"E

Bossi Seitenriss Seitenriss von Luigi Cassati          Bossi Aufsicht Aufsicht von Luigi Cassati

Oficina PDF 48x48 Artikel Stalactite 43                    Hinweistafel der AIL  Hinweistafel der AIL                    
      
Messstation im Donnersee
 CaveLink.bmp   Link zur Messstation     Mehr Infos zur Messstation

 
Aktueller Forschungsstand und Pläne
Lage
Der Austritt der Karstquelle liegt unweit der Ortschaft Arogno am Fusse des Monte Generoso, direkt neben der Strasse. Es handelt sich nebst "Cà del Feree", Bucco della Sovaglia" und "Sorgente del Paolaccio" um eine der wichtigsten Quellen des Monte Generosso. Dieses Kalkmassiv, welches sich bis auf 1701m Höhe erhebt, ist im Norden und im Westen vom Lago di Lugano, im Osten vom Lago di Como und im SSW von der Zone Capolago-Chiasso begrenzt. das Hauptmassiv umfast eine Oberfläche von ca. 50km2. Das ganze Gebiet des Monte Generoso enthält mehr als 100km2
Seit ein paar Jahren ist der Quellaustritt eingezäunt und der Zugang ist nur noch mit Schlüssel möglich. Diesen erhält man nach Vorlage des Höhlentauchbrevets und eines Versicherungsnachweis auf der Gemeindeverwaltung von Arogno. Vorsicht: Eingeschränkte Öffnungszeiten!
Als gute Übernachtungsmöglichkeit können wir das Hotel Pignatta in Arogno (deutschsprechend)  empfehlen.
Sorgente Bossi bei Normaler Schüttung Sorgente Bossi bei Normaler Schüttung
Beschreibung
Die Quelle ist meistens das ganze Jahr über zu betauchen. Nur grosse Gewitter oder Schmelzwasser im Frühling beein- trächtigen die Sicht oder machen das Tauchen sogar unmöglich.
Der Höhlengang zieht sich, bis auf ein paar gut zu passierende Engstellen, während den ersten 20m, geräumig und fast frei von Sedimenten oder Perkolation, bis auf eine Tiefe von -60m. Hier verzweigt sich die Höhle. Links folgt der Gang einer engen Spalte wieder zurück zur Oberfläche. Dieser Gang ist zum Teil sehr eng und trübt durch starke Lehmablagerungen teilweise extrem ein. 
Sorgente Bossi bei Hochwasser Sorgente Bossi bei Hochwasser
Nach Passieren eines mit Lehm verfüllten, elliptischen Ganges kommt man an eine Auftauchstelle die sich nur knapp unter der Bergflanke befindet. Hier führt der kurze, trockene Höhlengang zu einem verfüllten Schacht, der früher wohl bis zur Ober- fläche führte.
Folgt man dem Höhlengang an der Abzweigung nach rechts, führt dieser kontinuierlich bis zu einer Engstelle auf -89m. Passiert man diese Engstelle, steigt der Gang nun steil nach oben. Auch hier trübt die Sicht durch Perkolation sehr stark ein. Der Gang verzweigt sich mehrmals aber nur einer führt bis an die Auftauchstelle die tief im Monte Generoso liegt. Hier folgt ein weitverzweigtes, trockenes Höhlensystem, das nur mit Schachttechnik befahren werden kann.
Auftauchstelle des linken Siphons Auftauchstelle des linken Siphons
Geschichte
Die Sorgente Bossi, von den Einheimischen "Böss" genannt, wurde erstmals von Primo Meli aus Rovio im Jahre 1974 bis auf eine Tiefe von -47m erforscht. 1985 durch- tauchten Olivier Isler und Walter Keusen als erste die Engstelle in -89m und folgten dem aufsteigenden Höhlengang bis auf -40m. Im Jahr 1992 erreichte Luigi Cassati (Gigi) als erster die Oberfläche im Innern des Monte Generoso. Von 2005 bis 2006 wurde das hinter dem Siphon entdeckte trockene Höhlensystem (Post-Siphon), von Luigi Cassati und Jean Jacques Bolanz (†07) mehrfach befahren und dabei erforscht. 
André in der Auftauchstelle des rechten Siphons André in der Auftauchstelle des rechten Siphons
Leider ereignete sich 2006 während einem Vorbereitungstauchgang ein Unfall bei dem ein italienischer Taucher ums Leben kam. 
Durch den kurz darauf folgenden tragischen Tod von seinem Freund und Tauchpartner Jean Jacques Bolanz, hat Gigi daraufhin die weitere Erforschung der Bossi zurück gestellt.
André & Pedro mit D20 André & Pedro mit D20
Gegenwart
Die Sorgente Bossi wird von uns schon seit Jahren regelmässig betaucht. Das Durchtauchen des tiefen Siphons mit offenem System, war dabei jedesmal eine grosse und teure (Gaskosten) Material- schlacht. Seit dem Einsatz des Rebreathers hat sich der Aufwand und die hohen Gaskosten nun aber massiv reduziert. Mit dem Einverständnis von Gigi und dem lokalen Speleoverein, begannen wir im Winter 2008/09 mit der weiteren Erforschung der Höhle.
Zuerst hatten wir uns dabei auf den linken Siphon konzentriert. Leider hatte dieser Teil aber schnell kein Potential mehr für eine mögliche weitere Erforschung. Da das Betauchen dieses Seitenarmes aber sehr gefährlich ist, entschieden wir uns nach Projektende für die Sicherheit nachfolgender Höhlentaucher, eine komplett neue Leine von der Abzweigung bis an die Oberfläche  zu legen.

Trockenröhren für das transportieren des Materials hinter den Siphon Trockenröhren für das transportieren des Materials hinter den Siphon
Nachdem nun also dieser Teil abge- schlossen wurde, haben wir uns auf die weitere Erforschung des trockenen Höhlensystem hinter dem rechten Siphon konzentriert. Leider sieht es im Moment danach aus, dass der ganze bisher bekannte Teil komplett neu vermessen werden muss. Zusätzlich müssen grosse Schlote mit Hilfe eines Alu-Masten erschlossert werden. Dies erfordert sehr viel Zeit und ist nicht ungefährlich. Es graust uns jedes mal wenn wir daran denken, wie eine Rettung durch einen -89m tiefen Siphon erfolgen soll.
Zum Glück unterstützen uns seit Herbst 2009 unsere Kollegen Sebastian Kuster & Hubert Zistler bei der weiteren Erforschung der Höhle.
Mehr Infos unter Tourenberichte.