Im Anschluss ein paar Gedanken von mir, die vielleicht die alte Diskussion um Helmlampen in einem etwas anderem Licht erscheinen lässt.
Wir benützen einen Helm nicht als Schutz unter Wasser. Auch wenn wir meistens mit Scooter unterwegs sind, ist dies für uns noch kein Grund einen Helm zu tragen. Eine Helmlampe kann oder sollte nie eine gute Handlampe ersetzen. Auch wenn man alleine taucht, keine Handzeichen geben muss und nicht die Gefahr besteht, dass man den Partner blendet. Die Ausleuchtung der Höhle mit einer Handlampe ist bedeutend effektiver. Lampen am Helm montiert, blenden einem selber sehr stark. Speziell bei vielen Schwebeteilchen. Der Effekt ist ähnlich, wie wenn man mit Fernscheinwerfer im Nebel fährt. Ich konnte zb bis jetzt die Tauchscurion noch nie gescheit mit voller Power tauchen.
Wir haben seit Jahren eine Polysub im Einsatz, die wir am „klassischen“ Höhlentaucherhelm oder besser gesagt, Lampenhalter montiert haben. Diese Lampe hat ein sehr angenehmes breites Licht und blendet dank der Diffusorscheibe fast nicht. Gerade beim arbeiten unter Wasser, vermessen oder ganz einfach beim ablesen der Instrumente oder hantieren an der Ausrüstung ist so ein Raumlicht direkt vor sich wo man hinschaut, einfach was fantastisches und vereinfacht vieles. Gerade wenn wir von komplexen Tauchgängen mit viel Ausrüstung reden, ist eine solche Lichtquelle ein wichtiger Faktor um den Task-load nicht noch unnötig zu vergrössern, nur weil man mit der klobigen Handlampe nie das Licht dort hat wo es gerade sein sollte. Dieser Helm ist zwar ein guter „Lampenhalter“, hat aber nicht wirklich eine Schutzfunktion ausserhalb des Wassers. Wir benützen ihn also nur für reine Tauchgänge.
Sobald wir von Höhlentauchen mit mehreren Siphons reden und das ist hier der Zweck, kommen wir um einen richtigen Helm mit richtiger Lampe nicht herum. Abgesehen von den verschiedenen Meinungen zu diesem Thema, möchte ich hier einmal denjenigen wo es angeht, folgendes ins Bewusstsein rufen…
Wenn ein Höhlentaucher während dem Tauchgang verstirbt, ist eine Bergung des Tauchers „relativ“ einfach. Obwohl die Bergung hochkomplex ist, hat man keinen Zeitdruck und kann jederzeit während der Bergung abbrechen oder wenn es zu gefährlich wird, sogar die Bergung ganz einstellen.
Sobald wir aber das Wasser hinter einem Siphon verlassen, besteht die Möglichkeit einer Verletzung. Das kann bereits beim klettern aus dem Wasser durch ausrutschen auf den feuchten Felsen sein, oder beim befahren des trockenen Höhlenganges zwischen den verschiedenen Siphons. Meistens muss man ja noch Material schleppen und vielfach auch Schächte und Schlote technisch befahren.
Eine Rettung von einem verletzten Höhlentaucher hinter einem oder sogar mehreren Siphons ist für die involvierten Retter der absolute Alptraum. Die Versorgung des Verletzten mit Rettungsmaterial hinter dem Siphon ist das kleinste Problem. Aber auch bis diese erfolgt werden Stunden vergehen.
Zum nachdenken:
- Es wird mehrere Stunden gehen, bis die Retter beim Verletzten sind und erste Hilfe leisten können
- Generell gibt es nicht viele Retter die tiefe und lange Siphons tauchen können
- Eine solche Rettung kann aufgrund der Komplexität unter Wasser (Transport des Verletzten) wahrscheinlich nur durch Taucher mit CCR Geräten durchgeführt werden. Solche gibt es im Moment noch nicht viele in der speleo-secour.
- Es gibt in den verschiedenen speleo-secours noch weniger Tauchärzte, die lange und tiefe Siphons tauchen können
Persönlich kenne ich von einer Übung mit der
französischen speleo-secour, ihre
Unterwasserbahre wo es ermöglicht, einen verletzten Höhlentaucher durch einen Siphon zu transportieren. Hier liegt der Verletzte auf dem Rücken und atmet durch eine Vollgesichtsmaske. Für den Transport braucht man mindestens 6 Personen. Einer überwacht den Patienten, einer ist für die Gasversorgung (versch. Gaswechsel bei tiefen Siphons) verantwortlich, einer tariert die Bahre und dann gib es noch den Chef plus die Bahrentransporteure.
Ein mögliches Szenario wie ich es mir aufgrund vieler Tauchberichte vorstellen könnte:
Ein Zweierteam mit Kreislaufgerät und Scooter taucht in der Ressel zur Biwakhalle. Sie steigen aus dem Wasser und klettern die Felshalde hoch. Die Luft ist schlecht und einem der Taucher wird es schwindlig. Er rutscht aus, gerät mit dem
Fuss zwischen zwei Felsblöcke, stürzt und bricht sich das Bein.
Wahrscheinlich haben sie eine kleine Notfallapotheke dabei. Okay, nun ist die Frage was sinnvoller ist. Die Alarmzeit abwarten, was wahrscheinlich bei diesem Tauchgang Stunden geht, oder den Verletzten alleine zurück lassen, alleine austauchen und die speleo-secour alarmieren. So oder so wird es wohl mehrere Stunden und ich meine mindestens 8-12 Stunden
gehen, bis im glücklichsten Fall ein Arzt oder Sanitäter beim Verletzten ist. Kein Zuckerschlecken für den Verletzten, wenn er überhaupt noch am Leben ist. Und ein Beinbruch ist ja noch was Einfaches. Er hätte genauso gut auf den Kopf fallen können und sich dabei eine schwere Kopfverletzung zugezogen haben, oder beim
Fotografieren ab dem höchsten Felsklotz gefallen sein und sich einen Rückenwirbel gebrochen haben.
Nun also muss der Patient mit der Bahre durch einen 2,4km langen und -78m tiefen Siphon gebracht werden. Aufgrund der Komplexität gehe ich davon aus, dass man diese Strecke nicht scootern kann. Also 6-8 Taucher schwimmen diese 2,4km, betreuen dabei den Patienten und ziehen die Bahre. Jeder der LeserInnen kann sich wohl ausmalen, was das heisst. Ansonsten soll er mal diesen Tauchgang zu Fuss durchrechnen und sich die gewaltigen Gasmengen vorstellen. Notabene gelten bei Rettungen sehr hohe Anforderungen an die Sicherheitsreserven. Bis man nur die gewaltige Anzahl an Flaschen für die Taucher und die verschiedenen Depots in die Höhle gebracht hat, man muss ja auch noch zuerst die Gase mischen, vergehen wohl 1-2 Tage.
Also eine gewaltige Leistung für die Retter und auch eine gewaltige Gefahr die diese auf sich nehmen. Und jeder der im Rettungswesen aktiv ist, ob Bergrettung, Höhlenrettung oder einer anderen Rettungsorganisation, kann sich auch den riesigen Aufwand eines Transports des Verletzten im trockenen Teil der Höhle vorstellen. Hier müssen Flaschenzüge, Tyroliennes etc. eingerichtet werden. Dazu braucht man Bohrmaschinen, Seile, Einrichtungsmaterial etc, welches zuerst einmal hinter den oder die Siphons gebracht werden muss.
Und nun komme ich auf den Punkt, warum ich dieses schreibe.
Bei all meinen Tauchgängen hinter Siphons, haben mich immer wieder Kollegen begleitet, die abertausende von Franken in Ihre Tauchausrüstung gesteckt haben, die grössten Tauchlampen mit sich schleppen und dann an der Auftauchstelle aus dem Gerät steigen und fragen, kannst du mir rasch leuchten…..
Dann klettern sie mit einer Kerzenlampe die sie dazu noch in der Hand halten müssen, aus dem Wasser und holen ihre 50 Franken teuren
Petzl Stirnlämpchen aus der Tasche oder binden mit einem Fahrradschlauch ihre Scoutlampe um den Kopf. Und dann wollen sie damit ohne Helm auf dem Kopf, hinter einem -90m tiefen oder 2,5km langen Siphon die Höhle erforschen gehen und dabei über Felsen und loses Gestein klettern.
Es kann dem erfahrensten Höhlenforscher passieren, dass er ausrutscht und sich was bricht. Aber ich denke gutes Licht ist die Voraussetzung, dass man sich in einer Höhle sicher bewegen kann. Dazu führt schwaches Licht unweigerlich dazu, dass man sich extrem konzentrieren muss. Dies führt zu einer schnellen Ermüdung und dann lässt die Konzentration, zusammen mit der Kälte hinter dem Siphon, schnell nach und dies führt zu einer erhöhten Unfallgefahr.
Sobald man also hinter einem Siphon aus dem Wasser steigt trägt man einen Helm und an diesem ist die bestmöglich erhältliche Lampe montiert. Denke wir sind es den Rettern schuldig, dass wir alles unternehmen um die Unfallgefahr so niedrig wie möglich zu halten. Deshalb sichern wir zB. auch leichte Kletterstellen mit Seil und tragen alle einen Helm mit guter Beleuchtung.
Pedro